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Nachrichten

01.12.2016 |

TTIP bedroht die bäuerliche Landwirtschaft

Coronado Feeders, Dalhart, Texas, 2013; Foto von Mishka Henner/ Bruce Silverstein Gallery, New York Coronado Feeders, Dalhart, Texas, 2013; Foto von Mishka Henner/ Bruce Silverstein Gallery, New York-+-

Die heute erschienene Studie „Ausverkauf der Landwirtschaft – Agrarkonzerne wollen mit TTIP das Ruder übernehmen“ kommt zu dem Schluss, dass das mit dem transatlantische Freihandelsabkommen TTIP Konzerne noch mehr Marktmacht erlangen würden. In der Folge müssten vor allem in Europa immer mehr Bauern und Bäuerinnen ihre Höfe aufgeben müssten. Diese Entwicklung steht zivilgesellschaftlichen Forderungen nach qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und sozial gerechten Produktionsverhältnissen entgegen.

Die erstmals auf Deutsch veröffentlichte Studie, die vom US-amerikanischen „Institute for Agriculture and Trade Policy“ (IATP) in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und PowerShift herausgegeben wurde, zeigt, wie stark auch die Agrar- und Handelspolitik durch das geplante Handelsabkommen TTIP beeinflusst würde. Auf 106 Seiten untersuchen die AutorInnen die unterschiedlichen Produktionssysteme in den USA und in Europa, die durch den vermehrten Handel und die neue Generation von Handelsabkommen immer schonungsloser gegeneinander ausgespielt werden.

Shefali Sharma, Co-Autorin der Studie und Leiterin von IATP Europe, verdeutlicht die Entwicklungen, die mit TTIP zu befürchten sind: „Die Produktion von Fleisch ist in den USA stark industriell geprägt und nur wenige Richtlinien und Gesetze schützen Verbraucher, die Umwelt und eine artgerechte Tierhaltung. Mit Handelsabkommen wie TTIP wird dieses Agrarkonzept nach Europa exportiert.“ In den USA würden lediglich vier und in Kanada sogar nur zwei riesige Agrarkonzerne den Fleischmarkt kontrollieren.

Gegen die geplanten Freihandelsabkommen gehen in Berlin am 21. Januar 2017 wieder Zehntausende unter dem Motto: „Agrarkonzerne: Finger weg von unserem Essen!“ auf die Straße. Auf der größten bundesweiten Landwirtschaftsdemonstration fordern Bäuerinnen und Bauern zusammen mit der Zivilgesellschaft eine zukunftsfähige Agrar- und Handelspolitik. „Wir wollen Demokratie statt Konzernmacht! Mit TTIP, CETA, den EPAs mit afrikanischen Staaten würden Agrarkonzerne in Zukunft noch mehr Macht über unsere Äcker und Teller bekommen. Das dürfen wir nicht zulassen!“, sagt Jochen Fritz, Leiter der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ und Organisator der Demonstration. Die Zukunft von TTIP ist zwar noch ungewiss, nicht aber, welche Konsequenzen die Wahl Trumps hat: Deregulierung und die Stärkung der Interessen der Agrarindustrie!

29.11.2016 |

Eine Messe für nachhaltigen Konsum

Heldenmarkt / Forum Futura Heldenmarkt / Forum Futura

Am ersten Adventswochenende luden der Heldenmarkt und die VeggieWorld zur zweiten Kooperationsmesse für nachhaltigen Konsum und veganen Lifestyle in die STATION-Berlin am Gleisdreieck.

Tausende Besucher*innen machten die Messe mit rund 300 Aussteller*innen zu einem Erfolg für die Veranstalter*innen. Wie in den Jahren zuvor organisierte die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) auch dieses Mal den Marktplatz regionaler Bio-Vielfalt – eine Fläche, die ausschließlich für Brandenburger Akteur*innen vorbehalten war. Vertreten waren u. a. die Von Blythen Manufaktur und die Mosterei Ketzür. Die Messe bot für etliche Produkte eine nachhaltige Alternative: Ob für Lebensmittel, Mode, Kosmetik, Wohnen, Mobilität oder Geldanlagen. Dazu zählten beispielsweise Tees und Gewürze von Sonnentor, Möbel und Konstruktionen aus Wildholz von BadaBaum oder Upcycles von Lobetaler. Insgesamt lieferte die Messe eine spannende Plattform für innovative Ansätze nachhaltigen Konsums. Inwiefern ein jedes Produkt das Prädikat „nachhaltig“ erhalten sollte, oblag den Besucherinnen – denn schließlich sind wir alle mitverantwortlich für das Gelingen der Konsumwende.

22.11.2016 |

Mit neun konkreten Forderungen ins Wahljahr

WHES2017 Nein zu Patenten von Bayer und Monsanto!

„Agrarkonzerne: Finger weg von unserem Essen!“ – unter diesem Motto werden am 21. Januar 2017 wieder Zehntausende in Berlin bei der 7. „Wir haben es satt!“-Demonstration für die Agrar- und Ernährungswende auf die Straße gehen. Im Wahljahr haben die mehr als 45 Trägerorganisationen der Demonstration neun konkrete Forderungen an die nächste Bundesregierung entwickelt.

Wie schon in den Vorjahren ist auch 2017 das bestimmende Thema für die DemonstrantInnen das Höfesterben, das unverändert dramatische Dimensionen hat. In den letzten zehn Jahren mussten mehr als 40.000 Milchviehbetriebe und 64.000 Schweine haltende Höfe aufgeben – eine Trendumkehr ist nicht abzusehen.

Im Fokus der Proteste steht auch die geplante Fusion von Bayer und Monsanto. Schon jetzt halten die beiden Konzerne eine Vielzahl von Patenten auf Leben, Saatgut und Pflanzen. Bei einer erfolgreichen Fusion würde der künftige Megakonzern auf einen Schlag zum globalen Marktführer im Bereich Pestizide und Saatgut. Die DemonstrantInnen befürchten, dass der Konzern durch seine Monopolstellung noch mehr Macht über die Ernährungsgrundlagen der Welt erhalten würde. Sie kritisieren insbesondere, dass Bayer-Monsanto mit Saatgut, das nur gegen seine eigenen Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat resistent ist, alternativlos für Bauern werden will.

Der Leiter der Kampagne „Meine Landwirtschaft“, Jochen Fritz, bringt es auf den Punkt: „Wer die Saat hat, hat das Sagen - dieses alte bäuerliche Sprichwort ist heute immer noch richtig.“ Die Fusion von Bayer und Monsanto sei eine Gefahr für uns alle, bemerkt der Landwirt im Nebenerwerb, der einer der Organisatoren der Demonstration ist. „Die Bundesregierung darf nicht länger zusehen, wie immer weniger Konzerne immer mehr Macht über unsere Teller und Äcker erhalten. Deswegen muss die Elefantenhochzeit von Bayer und Monsanto gestoppt werden!“, so Fritz. Man erwarte von der nächsten Bundesregierung, dass sie nach der Wahl im Herbst die Agrarwende konsequent umsetzt. Bei der Demonstration gehen Bauern und Verbraucher gemeinsam dafür auf die Straße, damit Konzerne wie Bayer-Monsanto nicht länger über das Essen bestimmen!

Mit Blick auf die Bundestagswahl im nächsten Herbst richten die VeranstalterInnen der Demonstration neun konkrete Forderungen an die zukünftige Bundesregierung. Ihre Absicht dabei: kleine und mittlere Bauernhöfe erhalten, den Weg zu gesundem Essen und mehr Tierwohl ebnen und Konzernmacht eindämmen.

Dafür fordert "Wir haben es satt!" unter anderem:

- Jährlich 500 Millionen Euro mehr in bäuerlich-ökologischere Landwirtschaft investieren sowie Anreize für besonders artgerechte Tierhaltung und umweltschonendere Bewirtschaftung schaffen!
- Bis 2020 mindestens 50 % der öffentlichen Beschaffung aus regionaler und ökologischer Landwirtschaft!
- Tierschutzgesetz ohne Ausnahmen umsetzen! Bis zum Jahr 2020 Antibiotika um mindestens 50 % reduzieren, Antibiotikamissbrauch sofort stoppen und Reserveantibiotika in der Tierhaltung verbieten!
- Megakonzerne im Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor aufbrechen und keine weiteren Fusionen – wie die von Bayer mit Monsanto – zulassen!

Den Aufruf und die neun Forderungen nachlesen: www.wir-haben-es-satt.de/aufruf

18.11.2016 |

Tierwohl durch Technik? "EuroTier"-Messe will technische Lösungen statt Veränderung

Eurotier Sieht so die Tierhaltung der Zukunft aus? (c) EuroTier

Heute endet die weltweit größte Messe für landwirtschaftliche Nutztierhaltung „EuroTier“, auf der sich BesucherInnen vier Tage lang in Hannover über technische Neuerungen in der Tierhaltung informieren konnten. Der Schwerpunkt der alle zwei Jahre stattfindenden Ausstellung war das Thema „Tierwohl und Tiergesundheit“. Begleitet wurde die Veranstaltung von Protesten von TierschützerInnen und Umweltorganisationen, die die Auswirkungen von Massentierhaltung für Tiere, Umwelt und Klima kritisierten.

Vier Tage lang präsentierten über 2600 Aussteller aus 57 Ländern ihre Innovationen auf den Gebieten der Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung. Als Weltneuheit wurde zum Beispiel die „Schweinewaage der Zukunft“ vorgestellt: eine stressfreie Alternative zur Käfigwaage. Das Gewicht wird dabei aus der 3D-Aufnahme eines Tabletts berechnet, wodurch Schweine psychisch entlastet werden sollen. Die meisten der Aussteller sind auf konventionelle Haltung ausgerichtet, aber auch die Biobranche ist dort vertreten. Bioland etwa informiert an seinem Stand über die Vorteile der Umstellung auf Biolandbau, insbesondere bei Milchvieh- und Geflügelbetrieben.

Problematisch ist die Vision der Tierhaltung, für die das Gros der Aussteller steht. Statt Tierzahlen zu reduzieren und konsequent an die Fläche zu binden, wird nahegelegt, mit technischen Lösungen könne Massentierhaltung in seiner aktuellen Form weiterbestehen. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert in diesem Zusammenhang beispielsweise, die Milchtierhaltung sei schon jetzt viel zu leistungsorientiert, weswegen die Lebenserwartung von Kühen in den letzten Jahren rapide zurückgegangen sei. Beim automatisierten Melken etwa würden Krankheiten viel später erkannt, als wenn per Hand gemolken wird.

Vor Beginn der Messe zogen am vergangenen Samstagzogen mehrere hundert Demonstranten durch die Innenstadt von Hannover, um gegen die „EuroTier“ zu protestieren. Man wolle darauf aufmerksam machen, dass die Tierindustrie Umwelt und Tieren schade, so ein Sprecher des „Animal Climate Action“-Netzwerks. Die Tierproduktion sei „ein wichtiger Treiber für Land- und Wasserverbrauch, für die Abholzung von Urwäldern und nicht zuletzt für das rasante Artensterben“, so lautet die Kritik. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood schlug in die gleiche Kerbe. Zur Eröffnung der Messe entrollten AktivistInnen vor dem Haupteingang in neun Metern Höhe ein großes Banner mit der Aufschrift „Wald nicht verwursten – Tierfabriken schließen“. Die Organisation fordert eine drastische Reduktion der Tierproduktion zum Schutz der Regenwälder.

10.11.2016 |

BÖLW-Herbsttagung: Landwirtschaft und Klimakrise

BÖLW-Herbsttagung 2016 (Quelle: BÖLW) BÖLW-Herbsttagung 2016 (Quelle: BÖLW)

Am 09.11. diskutierten unter dem Aufhänger „Agriculture please!“ Referent*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die Rolle der Landwirtschaft in der Klimakrise auf der Herbsttagung des Bundes ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Die Teilnehmenden des Panels zeigten sich sichtlich enttäuscht über die Vertagung des Klimaschutzplans.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte sich am Dienstagabend in letzter Minute geweigert, der nationalen Strategie für die zu erreichenden Klimaschutzziele aus Paris zuzustimmen. Damit stellt er Bundesumweltministerin Hendriks nicht nur bloß, sondern schickt sie „ohne Plan“ zum Klimagipfel nach Marrakesch, wo der jüngst in Kraft getretene Klimavertrag von Paris konkretisiert wird.
Hermann Lotze-Campen vom Potsdam-Institut für Klimaforschung (PIK) stellte zunächst weltweite Herausforderungen für Landwirtschaft und Landnutzung sowie mögliche Lösungsansätze in einem Vortrag dar. Neben der steigenden Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln sowie nach Bioenergie benannte der Professor für nachhaltige Landnutzung und Klimawandel unter anderem die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen, die knapp ein Viertel des Gesamtausstoßes ausmachen, als zentralen Faktor. Die Tierproduktion sei hier eine wesentliche Stellgröße. Als mögliche Lösungsansätze nannte er beispielsweise Emissionshandel oder -besteuerung sowie Kompensationszahlungen, aber auch Technologieentwicklungen, Informationssysteme und die Integration verschiedener Politikbereiche.
Anschließend diskutierten Bernhard Walter (Brot für die Welt), Bärbel Höhn (Bündnis 90/ Die Grünen), Clemens Neumann (BMEL), Jan Plagge (BÖLW) und Lotze-Campen selbst die Rolle der Landwirtschaft als Täter, Opfer und Retter der Klimakrise. Die Panelist*innen kritisierten insbesondere die fehlenden Maßnahmen im Klimaschutzplan der Bundesregierung. Höhn prangerte beispielsweise an, längst vorhandene Studien zur Bedeutung des Fleischkonsums erneut zu erstellen. So ginge nicht-vorhandene Zeit verloren und die Klimaschutzziele rückten in weite Ferne. Schließlich forderte BÖLW-Vorstand Plagge vom Vertreter des Landwirtschaftsministeriums Neumann, dass Zielkonflikte nicht – wie im Klimaschutzplan formuliert – vermieden werden sollten. Vielmehr solle sich die Politik diesen Konflikten stellen, um eine Lösung zu finden.
Hoffnung verbreitete der Impulsvortrag von Sepp Braun, Bioland-Bauer aus Bayern. Anhand ausgewählter Positivbeispiele verdeutlichte Braun, wie er die Agrarwende tagtäglich auf seinem Betrieb Wirklichkeit werden lässt. Er stellte Agroforstsysteme sowie das Ausbringen von Kleegras-Kräutern zur Kohlendioxidspeicherung und für Humusböden als vielversprechende Beiträge für eine nachhaltige Landwirtschaft vor. Alexander Mahler vom Forum für ökologisch-soziale Marktwirtschaft (FÖS) unterstrich in seinem Zwischenruf die Bedeutung der Internalisierung externer Kosten. Kund*innen würden noch immer überwiegend durch die Preispolitik beeinflusst, ihre Kaufentscheidung treffen. Das Label „Preis“ müsse folglich die ökologische Wahrheit sprechen.
Auf der Veranstaltung ist deutlich geworden, dass die Bundesregierung konkrete Maßnahmen im Klimaschutzplan integrieren muss. Sonst werden wichtige Klimaschutzziele wie die Kohlendioxidreduktion und das 2-Grad-Ziel keinesfalls erreicht.

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