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18.07.2017 |

Lautstarker Protest gegen Massentierhaltung – Brandenburger Bürgerinitiativen fordern Moratorium für den Bau weiterer Megaställe

Aufstand gegen Massentierhaltung Brandenburger BürgerInnen protestieren lautstark und musikalisch gegen Massentierhaltung (Foto: Jens Martin Rohde, BUND)

An die 200 Menschen kamen am vergangenen Sonntag auf dem Luisenplatz in Potsdam zusammen, um Tieren aus großen Mastbetrieben in einer musikalischen Performance eine Stimme zu geben. Das experimentelle Konzert war Auftakt für eine neue Kampagne, mit der Brandenburger Bürgerinitiativen sich gegen Massentierhaltung auflehnen. Die Aktiven aus verschiedenen Orten protestierten damit gegen die Landesregierung, die einseitig Großställe fördert und damit das erfolgreiche Volksbegehren gegen Massentierhaltung missachtet, das 2016 über 100.000 Bürgerinnen und Bürger Brandenburgs unterzeichnet hatten.

„Anstatt das Ruder noch herumzureißen und den Ausverkauf unserer heimischen Landwirtschaft an Großagrarier zu stoppen, dient sich unsere politische Vertretung ihnen an", so Sybilla Keitel von der Bürgerinitiative (BI) Hassleben. In ihrer Eröffnungsrede der Auftaktveranstaltung betonte sie: „Bei der Aktion geht es uns um die Tiere selbst: fühlende Geschöpfe, die wie Autoteile oder Stapelstühle als Fabrikware produziert werden.“

Unter Keitels Leitung feierte das Orchester der Bürgerinitiativen seine Uraufführung. Begleitet wurde das erste „Brandenburgische Konzert für die Tiere“ eindrucksvoll von der Sopranistin Amélie Müller aus der Landesphilharmonie Schleswig Holstein, welche symbolisch für die Stimme eines einzelnen Tieres aus einem Kastenstand sang. Ein Sprecher las dabei die Namen von zahlreichen „Tierfabriken“ in Brandenburg vor, deren Existenz laut Bündnis durch Brandenburgs Agrarminister gefördert werde. „Die Landesregierung lässt einem Schlachthof sogar ungenehmigte Steigerungen der Schlachtmengen durchgehen, während Millionen Tiere in Megaställen leiden, Antibiotikaresistenzen unsere Gesundheit bedrohen, unsere Landschaft mit Tierfabriken verbaut wird und unsere Häuser an Wert verlieren. Wir lassen es uns nicht bieten, dass Agrarminister Jörg Vogelsänger die Brandenburger UnterzeichnerInnen des Volksbegehrens derart ignoriert.“, sagte Carola Freitag, eine Sprecherin des Bündnisses.

Auch der kürzlich vorgelegte Tierschutzplan des Landwirtschaftsministeriums unter Christian Schmidt geht den Bürgerinitiativen nicht weit genug: Sie fordern ein sofortiges Moratorium gegen neue Tiermastanlagen sowie ein Klagerecht für Tierschutz. Marianne Frey, Stellvertreterin der BI Am Mellensee, sprach sich für eine Kehrtwende hin zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft in Brandenburg aus, die von der Gesellschaft akzeptiert und honoriert werde. Die VeranstalterInnen der Protestaktion wiesen zudem auf das Potenzial der Landwirtschaft vor den Toren Berlins hin. In Berlin fehle es an Lebensmitteln aus regionalem Gemüseanbau und an Verarbeitungsbetrieben für Bioprodukte. Diese nicht-industriellen Lebensmittelerzeuger würden erheblich mehr qualifizierte Arbeitsplätze schaffen als Agrarkonzerne.

Um ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen, hatten sich bereits am Vortag mehrere Aktivistinnen und Aktivisten für zehn Stunden in Schweine-Kastenstände auf dem Potsdamer Luisenplatz eingesperrt. Für den Herbst kündigte das Bündnis aus Bürgerinitiativen kreative „Aufstände gegen Tierfabriken“ an verschiedenen Brandenburger Orten an.