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30.04.2017 |

Proteste bei Bayer-Aktionärsversammlung

Patentverbrennung Patentverbrennung

Vor Beginn der Bayer-Hauptversammlung am 28. April in Bonn demonstrierten BäuerInnen und VerbraucherInnen unter dem Motto „Genmanipuliert, patentiert, abkassiert – Stoppt die Bayer-Monsanto-Fusion!“ gegen die geplante Monsanto-Übernahme. Zu den Protesten, zu denen insgesamt 300 Menschen zusammengekommen waren, hatte das breite Bündnis "Stop Bayer-Monsanto" und die Kampagne "Meine Landwirtschaft" aufgerufen. Die Kritik der DemonstrantInnen: Da Bayer-Monsanto bei erfolgreicher Fusion zum weltweiten Marktführer im Saatgut- und Agrochemiemarkt wird, könne der Megakonzern künftig fast im Alleingang bestimmen, was Bauern pflanzen und Verbraucher essen.

Außerdem bedrohe die Fusion die bäuerliche Landwirtschaft – in Europa ebenso wie im globalen Süden. Mit einem historischen Kartoffeldämpfer, in dem symbolisch Patentscheine und Übernahme-Verträge verbrannt wurden, zeigten die DemonstrantInnen den eintreffenden Bayer-AktionärInnen ihre Ablehnung der Konzentrationstendenzen im Agrarbereich. Die Kartellbehörden müssten die Fusion also verhindern, sagte die Kampagne "Meine Landwirtschaft" in einer Stellungnahme.

Viele Bauern waren mit ihren Traktoren angereist, um ihre Besorgnis auszudrücken. Sie sehen ihre Zukunft durch die Megafusion und die sich immer weiter ausbreitende industrielle Landwirtschaft gefährdet. Bernd Schmitz, Milchbauer aus Hennef und NRW-Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft warnte vor den Folgen der geplanten Megafusion: "Bayer und Monsanto wollen alle Bereiche der Lebensmittelerzeugung kontrollieren – vom Acker des Bauern bis zum Teller des Verbrauchers. Wir sind heute hier, weil wir nicht tatenlos zusehen werden, wie die bäuerliche Landwirtschaft zerstört wird. Warum sollen wir Bäuerinnen und Bauern uns durch Megakonzerne kaputtmachen und uns ein so wertvolles Gut wie die tägliche Lebensmittelerzeugung aus den Händen nehmen lassen? Sie gehört in die Hände der Zivilgesellschaft, für die wir gerne ackern."

Aktuell findet eine noch nie dagewesene Fusionswelle im Agrarbereich statt, Dow und Dupont planen ebenso wie Chemchina und Syngenta den Zusammenschluss. Die EU-Kommission hat hierzu bereits grünes Licht gegeben. Jutta Sundermann von Aktion Agrar kritisierte die Genehmigungspraxis der EU-Kommission: "Die Fusionskontrolle auf EU-Ebene wurde über viele Jahre systematisch geschwächt. Heute werden die Auswirkungen von Elefantenhochzeiten nicht mehr ausreichend geprüft und es fehlt an Werkzeugen, um zu große Konzerne aufzusplitten. Die aktuelle Fusionswelle wird leider nicht die letzte sein. Wer für eine ökologischere bäuerliche Landwirtschaft und demokratische Mitsprache bei unserer Nahrung streitet, muss jetzt Grenzen für Konzernmacht fordern!"

Nach der Fusion besäßen Bayer und Monsanto 25 Prozent aller Patente auf Pflanzen und könnten damit Saatgut-Patentgebühren erheben. Bauern müssten also für den Anbau zahlen und Verbraucher würden beim Kauf von Lebensmitteln zur Kasse gebeten. Georg Janßen, Geschäftsführer der IG gegen Nachbaugebühren auf Saatgut sagte: „Die Patentwut von Bayer und Monsanto scheint keine Grenzen zu kennen: Mittlerweile werden nicht mehr nur Patente auf gentechnisch veränderte, sondern auch auf konventionell gezüchtete Pflanzen beantragt und erteilt. Die Bundesregierung und die anderen EU-Regierungen müssen diese unerträgliche Praxis des Europäischen Patentamts in München stoppen, denn Pflanzen und Tiere sind keine Erfindungen. Genmanipuliert, patentiert, abkassiert – nicht mit uns!"

Bayer und Monsanto geben vor, mit ihrem Geschäftsmodell aus Gentechnik, Patenten und Pestiziden den Hunger in der Welt besiegen zu wollen. Für eine gesunde ausreichende Ernährung weltweit sind aber freier Zugang zu Land, Saatgut, Wasser und Bildung elementar, so die VertreterInnen von "Meine Landwirtschaft". Denn Kleinbäuerinnen und -bauern stellen momentan 80 Prozent der Lebensmittel weltweit her. Thorsten Moll, von der entwicklungspolitischen Organisation Christliche Initiative Romero verwies auf die existentielle Bedrohung von Millionen Kleinbauern durch die Fusion: „Die Lebensgrundlage vieler Menschen im Globalen Süden steht auf dem Spiel. Durch die Fusion kann Bayer sowohl die Preise für das Saatgut als auch für die Düngemittel bestimmen. So nimmt der Konzern die Bauern und Bäuerinnen von beiden Seiten in die Mangel und macht sie abhängig von industriellem Saatgut und Agrarchemikalien. Das verringert die Artenvielfalt und hat katastrophale Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit der Bäuerinnen, Bauern und ihrer Familien.“

Nach dem Ende der Kundgebung vor dem Tagungsgebäude kam es bei der Aktionärsversammlung immer wieder zu Protestäußerungen und kritischen Wortmeldungen zu der Megafusion mit Monsanto.