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24.04.2017 |

Entwicklungspolitische Organisationen gegen Bayer-Monsanto-Megafusion

Eisberg Bayer und Monsanto: Die Spitze des Eisbergs einer Reihe von Fusionen im Agrarsektor (Abb. Dossier "Bayer & Monsanto, bleibt uns vom Acker!")

Vor der Bayer-Hauptversammlung am Freitag in Bonn warnen Brot für die Welt, Misereor und Inkota vor den Folgen der Übernahme des US-Konzerns Monsanto durch Bayer. Vor allem Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in Entwicklungsländern würden unter Preissteigerungen, begrenzter Auswahl bei Saatgut und Pestiziden sowie Gesundheitsschäden durch den Einsatz von Agrarchemikalien leiden. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft müsse, so die Forderung der entwicklungspolitischen Organisationen, deshalb endlich als Erfolgsmodell für die Welternährung anerkannt und stärker gefördert werden. Kleinbauern erzeugen heute 80 Prozent der Lebensmittel weltweit.

Mit den Fusionen von Dow-DuPont und ChemChina-Syngenta sowie der geplanten Übernahme des US-Konzerns Monsanto durch die Bayer-AG könnten in Zukunft drei Megakonzerne fast zwei Drittel des weltweiten Marktes für Saatgut und Agrarchemikalien kontrollieren. Damit haben sie einen großen Einfluss auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie die Ernährung von Milliarden Menschen. Bäuerliche Familienbetriebe aus dem Globalen Süden vermehren ihr Saatgut meist selbst, tauschen es untereinander und treiben damit die Weiterentwicklung von Saatgut eigenständig voran. Ihr Saatgut ist lokal angepasst, erschwinglich und erhält die Artenvielfalt.

„Kommt es zur Fusion, schrumpft der Raum für nichtkommerzielle Alternativen, weil die Marktmacht zu überwältigend ist“, sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel. Die Präsidentin von Brot für die Welt warnt davor, dass Saatgutzüchtungen künftig nur noch an den Interessen weniger Konzerne orientiert würden. Das bedeute, dass vor allem Pflanzen gezüchtet werden, die hohe Gewinne bringen. „Folge der Marktkonzentration werden vermutlich der weitere Verlust der Nutzpflanzenvielfalt, steigende Saatgutpreise und die verstärkte Abhängigkeit der Bauern von Düngemitteln und Pestiziden sein“, so die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks.

Misereor weist auf den Zusammenhang von industrieller Landwirtschaft und flächendeckendem Pestizideinsatz hin: Wo großflächig industriell vertriebenes Saatgut genutzt wird, würden bereits heute große Mengen an Agrarchemikalien eingesetzt. Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel erklärt: „Der massive Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden hat vor allem im Globalen Süden verheerende Folgen.“ Misereor-Partnerorganisationen berichten immer wieder von gesundheitlichen Schäden durch den intensiven und ungeschützten Einsatz von Pestiziden, von verseuchten Böden und Wasserquellen. Gerade dort fehle es oftmals an Regulierungen zum Pestizideinsatz durch Regierungen und an Aufklärung über Schutzmaßnahmen sowie die Gefahren durch den Einsatz von Pestiziden für Gesundheit und Umwelt seitens der Hersteller. „Mit der Übernahme von Monsanto wird die Verantwortung des Konzerns Bayer umso größer, den Schutz von Bauernfamilien und Landarbeitern zu garantieren“, so Spiegel weiter.

Der geplante Zusammenschluss müsse ein Weckruf sein, findet Arndt von Massenbach von Inkota. Jetzt müsse die deutsche und europäische Agrarwende entschlossener vorangetrieben werden, um Kleinbäuerinnen und -bauern in Asien, Afrika und Lateinamerika zu schützen. Der Inkota-Geschäftsführer verweist auf die zentrale Stellung bäuerlicher Landwirtschaft: „Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ernährt mehr Menschen als alle Lebensmittelkonzerne zusammen. Es müssen dringend politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Beitrag von Kleinbauern zur Welternährung anerkennen und deren Zugang zu Land und natürlichen Ressourcen sicherstellen.“ Deshalb brauche man in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit eine stärkere Förderung agrarökologischer Anbaumethoden, die eine Produktivitätssteigerung ermöglichen, ohne die Bauern in neue Abhängigkeiten zu bringen, so von Massenbach weiter.

Unlängst haben die Organisationen eine Broschüre zum Thema entwickelt. Sie trägt den Titel "Bayer & Monsanto, bleibt uns vom Acker! - Was Megafusionen für die Welternährung bedeuten." (Download-Link unten)

Rund um die Bayer-Hauptversammlung am 28. April im World Conference Center in Bonn finden ab 7 Uhr Kundgebungen, Vorträge und Protestaktionen von zahlreichen Organisationen statt.