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08.12.2016 |

Weizenkongress: Minister Schmidt mit G20 und Megakonzernen für Gentechnik und Hybridweizen

Weizenkongress (Foto Aktion Agrar) Aktion Agrar auf dem Weizenkongress

Heute, am 8. Dezember 2016, findet in Frankfurt am Main der „International Wheat Congress“ statt, bei dem Konzernvertreter*innen und Gentechnikbefürworter*innen über Hybridweizen und Gentechnik diskutieren. Der Internationale Weizenkongress ist zugleich die Auftaktveranstaltung der deutschen G20-Präsidentschaft. Aktive der von Aktion Agrar ins Leben gerufenen Kampagne „Freier Weizen statt Konzerngetreide“ und der internationalen “Kampagne für Saatgut-Souveränität“ sind in Frankfurt vor Ort und kritisieren den Einfluss großer Konzerne bei der Veranstaltung.

Im Jahr 2011 riefen die G20 die WeizenInitiative ins Leben, die bei dem Kongress die Federführung hat. Auf Einladung von Minister Schmidt erhalten neben den G20-Staaten wieder einmal Megakonzerne wie Bayer, Monsanto, Syngenta und Co. Mitspracherecht in der Agrarpolitik. Befürworter*innen von Gentechnik und Agrarindustrie bekommen somit wieder einmal die Macht über unser Essen. Vertreter*innen einer bäuerlichen und ökologischeren Landwirtschaft bleiben außen vor.
„Es ist bitter, zu sehen, wer im Programm nicht vorgesehen ist: sämtliche praktisch in der Landwirtschaft Tätigen, Erhaltungsinitiativen aus der ganzen Welt, bäuerliche Züchter, Beobachter von sozialen und ökologischen Folgen der großtechnologischen Produktion“, kritisiert Jutta Sundermann, die für Aktion Agrar die Protestaktion in Frankfurt mitorganisiert.
„Die Sorge um die Welternährung ist vorgeschoben – die Agrarkonzerne missbrauchen sie für ihre Interessen“, erklärt Andreas Riekeberg. „Der Hunger auf der Welt habe seine Ursache nicht in unzureichender Produktion von Nahrungsmitteln, sondern in Armut und in fehlendem Zugang zu Land und Wasser“, ergänzt der Aktivist der Saatgutkampagne.
Besonders umstritten ist die das Thema Hybridweizen. Denn Hybridweizen wird durch ein gentechnisches Verfahren hergestellt, bei dem Weizen kastriert und dann künstlich bestäubt wird. Für Agrarkonzerne ist das ein lukratives Geschäft, da die Samen dieser Pflanzen nicht wieder ausgesät werden können. Bäuerinnen und Bauern sind so gezwungen, jedes Jahr neues Saatgut einzukaufen. Gerade bei Weizen wäre das weltweit katastrophal. Denn bisher wird das Saatgut dafür noch zu einem großen Teil von Bauern und Bäuerinnen aus der eigenen Ernte gewonnen.
Beim Kongress sprechen mehrere Wissenschaftler*innen, die von der aktuellen Forschungsförderung für Hybridweizen durch das Bundesagrarministerium und Bundesforschungsministerium profitieren. „Die Forschungsförderung ist ein skandalöses Steuergeschenk an die Konzerne, das Bauern weltweit abhängig macht – und so Hunger verschärft!“, so Sundermann. Die Kampagne „Freier Weizen statt Konzerngetreide“ fordert in Frankfurt, dass keine weiteren Gelder für Wissenschaft im Dienst von Konzerninteressen bereitgestellt werden. Stattdessen soll in Zukunft ein Förderschwerpunkt auf bäuerliche Züchtung auf dem Feld gelegt werden.