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Der Politische Suppentopf brodelt in Regensburg

Wer sichert eigentlich die Ernährung in den Städten der Zukunft? Was sind die großen Herausforderungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und Ernährung? Welche Initiativen gibt es in Regensburg und Umgebung, die bereits Pfade in Richtung einer ökologischen und sozial gerechten Landwirtschaft beschreiten? Und wie können sich diese vernetzen bzw. ihre Vernetzung untereinander ausbauen?

Am Sonntag, den 22. November 2015, trafen sich etwa 15 Menschen – Bäuerinnen und Bauern, urbane GärtnerInnen, LebensmittelretterInnen und Interessierte im Evangelischen Bildungswerk in Regensburg, um gemeinsam an Visionen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu basteln, Ideen zu entwickeln und deren Umsetzung zu planen. Natürlich wurde nicht nur eifrig diskutiert und genetzwerkt, sondern auch gemeinsam mit dem Kochaktivisten Wam Kat und der „Fläming Kitchen“ regionales Gemüse geschnippelt, gekocht und gespeist.

Ein weiter so ist keine Option!

Alessa Heuser vom INKOTA-netzwerk führte uns den globalen Kontext vor Augen: Die Industrialisierung und Globalisierung unserer Landwirtschaft führen uns in eine Sackgasse. Die natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden, Wasser und Biodiversität werden ausgebeutet, das Klima ist überlastet. Gleichzeitig leidet immer noch jeder achte Mensch an Hunger und die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Wir brauchen einen radikalen und systemischen Wandel. Aber was heißt das konkret für Regensburg und Umgebung?

 

Initiativen, die den Weg in die Zukunft vorgeben

Insgesamt 7 Akteure zeigten, wie sie Ernährung und Landwirtschaft in und um Regensburg zukunftsfähiger machen. Dabei lagen die Schwerpunkte auf der Schaffung regionaler Versorgungsstrukturen, der Bildungsarbeit im Bereich Ernährung und Landwirtschaft sowie der Herausforderung, neue MitstreiterInnen für Initiativen und Projekten zu finden. Ob engagierte ErzeugerInnen, UmverteilerInnen von Lebensmitteln – es kam eine bunte Mischung aus Akteuren zusammen, die Lust auf eine Veränderung des Ernährungssystems in ihrer Region haben.

Ein spannender Input kam auch aus Berlin. Alessa Heuser vom INKOTA-netzwerk stellte die Idee und das Wirkungspotential von Ernährungsräten vor und erzählte von der Neugründung des Berliner Ernährungsrates. Ob ihr bald auch einen Ernährungsrat für die Region Regensburg gründen werdet?  

Die SoLaWi Tiefbrunn ist Naturland zertifiziert und bietet ihren Mitgliedern Gemüse, außerdem gibt es Tierhaltung (Geflügel, Hasen, Ziegen, Schafe und Bienen) und Feldfrüchte (Getreide, Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln, Heu, Kleegras). Wichtig ist der SoLaWi Tiefbrunn die Gesunderhaltung der Umwelt, transparente Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln, kurze Transportwege, die Vermeidung von Verpackungsmüll, artgerechte Tierhaltung, faire Entlohnung, regionale Geldkreisläufe und die Förderung und der Erhalt kleinbäuerlicher Strukturen.

Der Gemeinschaftsgarten am Protzenweiher ist ein Projekt der Gardening-Gruppe von Transition Regensburg. Sie sind ein dynamisches Team von 10 bis 15 Aktiven, die in ihrer Freizeit zusammen den Garten bewirtschaften. Die Aktiven verstehen den Garten als Projekt, das zeigen möchte, dass öffentliche/städtische Flächen in alternativer Form nutzbar gemacht werden können.

Arbeitskreis UniGarten

Im Frühjahr 2014 hat der Studentische SprecherInnenrat gemeinsam mit der Fachschaft Sprache-Literatur-Kultur einige Beete auf der Terrasse des Studihauses erobert und daraus einen offenen Garten für alle gemacht. Die Gruppe ist lose, es gibt keine wirklich festen Treffen und alle Interessierten sind jederzeit herzlich eingeladen, im Garten zu arbeiten und zu ernten. Falls doch ein bisschen Koordination nötig wird, leistet diese das Ökologiereferat des AStA. Wenn du Lust hast, dich am Garten zu beteiligen oder genauere Fragen zum Ablauf hast, dann schicke einfach eine Mail an den AStA oder trete der Facebook-Gruppe bei. Jede/r ist willkommen!

Lebensmittelretten ist eine Initiative des Foodsharing e.V. Die LebensmittelretterInnen von Foodsharing retten Lebensmittel von kooperierenden Geschäften und teilen diese, um sie vor der Tonne zu bewahren. Foodsharing ist eine Bewegung von Menschen, die sich ehrenamtlich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln einsetzen. Auf der Plattform können Essenskörbe angeboten und abgeholt werden.

So funktioniert’s: Einmal wöchentlich am Sonntag kochen die Aktiven der Küche für Alle mit geretteten Lebensmitteln! Ab 15 Uhr gibt's offene Küche und man kann schnippeln helfen, ab 18 Uhr leckeres vegetarisches/veganes Essen für Alle – in gemütlicher Runde. Das Ganze findet statt im Evangelischen Bildungswerk, Am Ölberg 2.

Slow-Food-Aktive bilden ein internationales Netzwerk aus zukunftsorientiert denkenden ProduzentInnen, traditionellen LebensmittelhandwerkerInnen und bewussten KonsumentInnen, die ganz praktisch im Alltag mit der Wende im Lebensmittelsystem beginnen. Sie wollen ihr Essen beim Namen kennen und es gemeinsam am großen Tisch genießen. Die Slow Food-Aktiven treten öffentlich ein für das „Recht auf Genuss für Alle“ z. B. bei Schnippeldiskos oder bei politischen und kulturellen Veranstaltungen. Lernt sie kennen, z. B. beim Regionaltisch Regensburg – immer am ersten Montag im Monat im Leeren Beutel ab 19 Uhr. Ihr findet sie auf Facebook unter Slow Food Regensburg-Oberpfalz und auch Slow Food Youth Regensburg.

Der Ernährungsrat für Berlin ist eine offene Bewegung von Akteuren aus Berlin und Umland, die sich mit dem Thema Ernährung befassen. Unser Ziel ist es, den Themen „Ernährung“ und „Landwirtschaft“ – und damit zusammenhängenden Fragen wie Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung, Regionalität, soziale und globale Gerechtigkeit, menschliche und tierische Gesundheit – in der Region Berlin-Brandenburg mehr öffentliche Aufmerksamkeit und politische Schlagkraft zu verleihen. Der Rat ist ein breites Bündnis, das Ideen, Strategien, Vorschläge, Forderungen und Visionen entwickelt, um das Ernährungssystem in der Region Berlin-Brandenburg zukunftsfähig zu machen. Der Rat ist offen für alle Akteure aus Berlin und Umland, die sich mit dem Thema Ernährung befassen: bäuerliche ErzeugerInnen, StadtgärtnerInnen, lokale VertreterInnen aus Ernährungswirtschaft, Lebensmittelhandwerk und Gastronomie, LebensmittelretterInnen, Food-AktivistInnen, Engagierte von Verbänden und Vereinen, politische BildnerInnen, WissenschaftlerInnen, VerbraucherInnen etc.

Aktiv werden! Welches Rezept ernährt Regensburg und Umgebung in Zukunft?

In der zweiten Tageshälfte waren alle eingeladen, selbst aktiv zu werden. In einer Gruppenarbeit zum Thema „MitstreiterInnen finden“ wurden Erfahrungen dazu ausgetauscht, wie man die „Blase“ der örtlichen Ernährungsszene erweitern kann, es wurden Ideen gesammelt und konkrete Schritte für die Zukunft geplant.

Was läuft schlecht?

  • Aufgabenverteilung innerhalb der Initiativen
  • Neue Menschen aufnehmen

Was muss sich ändern?

  • Konkret werden
  • Transparenz in den Initiativen schaffen
  • Menschen neugierig machen

Was können wir konkret tun?

  • Mailverteiler anlegen
  • Klausurtagung organisieren, auf der Mobilisierungsziele definiert werden
  • Anstiftung Ertomis kontaktieren, um Erfahrungen einzuholen, wie neue MitstreiterInnen gefunden  werden können
  • Mobilen urbanen Garten einrichten (z. B. auf einem Anhänger)
  • Eine „Traumzeit“ zur Ideenfindung abhalten
  • Markt der Möglichkeiten organisieren
  • Gemeinsamen Initiativen-Flyer gestalten

Der Politische Suppentopf kam gut an – einige persönliche Highlights von Teilnehmenden:

„Schnippeln, persönlicher Austausch, Humor“ - „der Feueralarm“ - „die Mischung von Menschen“